Reisebericht aus Myanmar 12. – 28. Januar 2017

Mingalaba, „Möge Segen über dich kommen. Guten Tag!“

Diesen Standardgruß in Myanmar haben wir schnell gelernt und waren fasziniert, wie er immer wieder mit freundlichen Gesten und einem umwerfend natürlichen Lächeln beantwortet wurde.

Seit 2015 unterstützt unsere Gesamtkirchengemeinde Ruppin die Myanmar Initiative e.V.. Im Januar dieses Jahres konnten zehn Menschen aus unserer Gemeinde sowie eine Freundin von Heckers, an einer Reise nach Myanmar teilnehmen. Sie wurde wunderbar geleitet und begleitet von den Mitbegründern der Myanmarinitiative, den Pfarrern im `Unruhestand` Ursula und Dieter Hecker. Wir wollten das Land, seine Menschen und die Projektarbeit vor Ort kennenlernen, um diese künftig noch besser unterstützen zu können.

Und so reisten wir für insgesamt 16 viel zu kurze Tage in ein besonderes Land, ein Land voller freundlicher Menschen, voller Glanz und Gold – und mit dem Leben im Schatten des Goldes.

Nach langen Flügen gegen Mittag in Yangon angekommen, wurden wir dort von `Mr. Sunny` empfangen, der für die gesamte Organisation unserer Reise zuständig war und uns auch hilfsbereit und kompetent im Land auf unserem Sightseeing- Programm begleitete.

Zunächst besuchten einige Frauen mit Frau Hecker das Beratungszentrum beim YMCA in Yangon und ließen sich von der aktuellen Arbeit dort berichten. In wenigen Jahren scheint es sich mit seiner wichtigen Arbeit und steigendem Beratungsbedarf gut etabliert zu haben.

Höhepunkt unseres kurzen Aufenthaltes in Yangon war der Besuch der weithin sichtbaren Shwedagon – Pagode. So viel Gold und Glanz an einer heiligen Pilgerstätte hatte wohl noch niemand von uns vorher gesehen. Aber gerade das machte vieler dieser Bauwerke, die wir im Verlauf der Reise, natürlich  barfuß betraten, so besonders: sie sind eben nicht reine Touristenattraktion, sondern auch lebendige und viel besuchte buddhistische Heiligtümer, Begegnungsort der Menschen und gelebte Religion. Ihren besonderen Zauber entfaltete die Atmosphäre in den Höfen und Hallen der Pagode am frühen Abend, getaucht in goldenes Sonnenlicht bis hin zur beginnenden Dämmerung.

Nach Rundfahrt und Spaziergängen durch die Altstadt waren wir am nächsten Vormittag schon wieder unterwegs zum Flughafen, um nach Heho zu fliegen. Die kleinen, zunächst skeptisch betrachteten Propellerflugzeuge auf den Inlandflügen sollten im Verlauf unsere zwar teuren, aber bald vertrauten und verlässlichen  Fortbewegungsmittel werden.

Der erste Teil unserer Myanmar- Reise war für die meisten von uns eine dreitägige, mit ca. 20 km pro Tag auch strapaziöse Wanderung von Kalaw  bis ans Westufer vom Inle- See. Dabei ging es durch Gebirgszüge, Wälder, Felder und die Dörfer verschiedener Ethnien, begleitet von unserem  umsichtigen und zu vielen Themen gut informierten Guide James und seinen Kochgehilfen, die uns mit burmesischer Küche verwöhnten. Diese Wanderung erlaubte uns eine ganz unmittelbare Begegnung mit den Menschen in den Dörfern, mit der Landwirtschaft, die dort überwiegend noch reine Handarbeit ist oder mit wenigen Hilfsmitteln ausgeführt wird. Wir wanderten durch grüne Teeplantagen. Millionen knallrote Chilischoten wurden gerade geerntet oder trockneten in der Sonne. Wir gruben dunkle Ingwerknollen aus der Erde, bestaunten schwarzen und weißen Sesam und Pfeffersträucher.

Aber wir lernten auch einiges über die zunehmenden Zivilisationsprobleme: junge Menschen wandern immer mehr aus den Dörfern ab, es ist unklar, wer künftig die benötigten Lebensmittel anbauen und ernten soll. Wir begriffen den Zusammenhang nicht nur  zwischen schlechter Gesundheit und oft dürftiger medizinischer Versorgung, sondern auch inwieweit der oft noch sehr geringe Bildungsstand dafür verantwortlich ist. Drogenanbau  entwickelt sich mit schnell verdientem Geld zunehmend zum Problem.

Wir konnten sehen, wie Getreide mit der Hand gedroschen, wie Bambushäuser gebaut, wie die Felder mit dem Einhand- Pflug bestellt wurden. Zerbröckelter Dung der Tiere und Asche ergeben einen Naturdünger, frei von Chemie.

Aber auch der Tourismus hält offenbar Einzug. Unser erstes Quartier war das Wohnzimmer einer Familie, wo wir auf Bastmatten unter vielen Decken (und doch frierend) unter dem Hausaltar mit seinen Buddha-Figuren die Nacht verbrachten. Das Waschen in der kleinen Bambushütte daneben mit großem Trog eiskalten Wassers und kleiner Schüssel fiel an diesem Abend wohl eher dürftig aus. Aber die Familien haben damit zumindest Anteil an der Öffnung des Landes hin zum Tourismus.

Es war auffällig, dass viele der Menschen, mit denen wir unterwegs sprachen, trotz aller innenpolitischer Schwierigkeiten, von denen wir aus den Medien wussten, immer noch sehr hoffnungsvoll auf die neue Regierung und ihre Nationalheldin Aung San Suu Kyi blickten und große Erwartungen an ihre NLD-Partei (Nationale Liga für Demokratie) hegen.

Aus dem Gebirge ging es dann immer weiter hinunter in die heiße trockene Ebene hin zum Inle- See. Dort in Nyaungshwe trafen wir zum zweiten Teil unserer Reise, zur Sightseeing- Tour, auch wieder auf die übrigen Mitglieder unserer Reisegruppe.

Das Tagesprogramm mit der Bootstour auf dem Inle- See reichte von einem trubeligen Marktbesuch mit dem aktiven Sammeln erster Erfahrungen im Handeln, über den Ausflug in die Geschichte alter Tempel und Pagoden aus dem 17. Jh., eine faszinierende Fahrt zwischen den schwimmenden Gärten und Dörfern bis zum Besuch einer Silberschmiede und einer Seiden- und Lotusweberei.

Insbesondere letzteres filigrane Handwerk fand unsere ganze Bewunderung. Die aufwendige Herstellung des spinnwebzarten Lotusfadens aus mehreren einzelnen Stengeln, später kunstvoll in weiche Schals verwebt, rechtfertigt den Preis, den es dafür zu zahlen gilt.

Und natürlich bezauberten uns die Einbeinruderer  ebenso wie die malerische Bergkulisse des Sees.

Eine lange Busfahrt mit Ausflug in die Pindaya- Höhle mit ihren 8000 Buddhas brachte uns zur nächsten Station der Reise: Bagan, eine Landschaft wie im Märchen mit ihren vielen Tempeln und Pagoden, Geisterkult, faszinierende Lack-Kunst und der Sonnenuntergang am Ayeyarwady. Dort hat der Tourismus bereits gründlich Einzug gehalten, was die Händler betrifft. In wahren Heerscharen erkletterten mit uns viele andere Touristen eine der Pagoden zum Sonnenuntergang für ungezählte Fotos. Trotzdem ein mystischer Moment!  Für die Gegend um Bagan bleibt uns die Sehnsucht, einen Tag lang zwischen den alten Pagoden mit dem Fahrrad herumzufahren oder zu wandern, die beeindruckende Landschaft wirklich genießen zu können. Aus Zeitgründen bleibt dies leider ein Traum für ein nächstes Mal…

Auf der Weiterfahrt nach Mandalay erleben wir eine für uns skurrile Szene: eine lange Festprozession mit Sängern und Tänzern, mit wunderschönen jungen Frauen und reich geschmückten Wagen lässt uns anhalten und das Ganze bestaunen. Ein Freudenfest – einer der heiligen Mönche ist gestorben und wird nun ins Nirwana begleitet, was die rudernden Frauen hoch auf dem Prozessionswagen andeuten. Wir merken, wie fremdartig uns Vieles aus dem Buddhismus bleibt. Am Nachmittag besuchten wir die längste Teakholzbrücke der Welt, die 1,2 km lange U- Bein- Brücke, ein Treffpunkt für Mönche, Einheimische, Touristen, Händler – ein beeindruckendes Bauwerk aus der Mitte des 19. Jh. Die vielen Pagoden, die wir in diesen Tagen aufsuchten, vergoldet oder aus altem Gestein oder mit in der Sonne gleißendem Weiß angestrichen, zum Teil inwendig kostbar bemalt, mit darin liegendem riesigen oder mit vom vielen Blattgold verformten  Buddha – sie sind nicht einzeln zu benennen und doch war jede von ihnen beeindruckend und besonders.                 „Pagoden- Hopping“ nannten wir diesen Teil der Reise. Es war wunderschön, jedoch ohne die Wanderung und ohne später die Kontakte zu den Menschen in den Gemeinden, den Colleges und den Dörfern wäre es eine übliche `Touristenreise` geblieben. In Mandalay konnten wir verschiedene traditionelle Gewerke beobachten. Wir bewunderten die filigrane Arbeit der Steinmetze und waren etwas erschüttert über die ungesunde Staub-belastung ohne Atemschutz. Holzschnitzerei, Teppichweberei oder der Jademarkt gaben Einblicke in die Handwerkskunst. Wie gut die dort arbeitenden Menschen wirklich davon leben können, bleibt uns verborgen, aber zumindest haben sie Arbeit und eine Verdienstmöglichkeit. Das Shwenandaw-Kloster (Goldenes Palastkloster) ganz aus Holz, früher vollständig mit Gold und Glas verkleidet, mit reichhaltiger filigraner Verzierung an jeder noch so kleinen Zinne, spiegelt als letztes Überbleibsel des früheren Glaspalastes des Königs einen kleinen Eindruck vom Prunk und Glanz königlicher Zeiten wieder. (Die Lektüre des „Glaspalastes“  von Amitav Ghosh verhilft hier zu genauerer Vorstellung davon.)

Dann flogen wir zu unserem dritten und eigentlich wichtigsten Teil der Reise nach Kalaymyo (Kalay), um von dort aus die Dörfer des `Integrierten Dorfentwicklungsprojekt in der Thangkaai- Region` im Chin-Staat, also die Orte der Projektarbeit der Myanmar Initiative zu besuchen. Begleitet wurden wir von Mr. Pau und Mr. Samuel Rohlutpuia, unseren Kontaktpersonen vor Ort, die vom Englischen ins Burmesische und zurück übersetzten. Mr. Pau dolmetschte dann nochmal in die originale Sprache der Chin- Dörfer.

Verweisen möchten wir hier auf den ausführlichen Bericht zum Dorfentwicklungsprogramm im Chin- Staat von Frau Hecker und daher nur einige eigene Eindrücke hinzufügen.

An zwei Tagen fuhren wir jeweils von Kalay aus los über abenteuerliche Straßen, die diesen Namen nicht verdient haben und eigentlich nur aus Löchern bestanden. Brücken waren größtenteils beim Erdbeben oder im Monsun zerstört, so musste man eben durch die große Flussebene fahren, die in der Monsunzeit als Ganzes zum reißenden Fluss wird. Auf schlechten „Straßen“ waren wir ordentlich durchgeschüttelt damit beschäftigt, uns gut festzuhalten und nicht zu sehr den Kopf zu stoßen…

Dimzaang

Unbeschreiblich war die Herzlichkeit des Empfangs, den uns die Bewohner des Dorfes bereiteten. Seit einigen Jahren haben sie Hilfe und Unterstützung durch die Myanmar Initiative erfahren: beim Bau von Wasserleitungen, der Übernahme von Kosten für eine Erzieherin / Vorschullehrerin, einige Jahre lang auch für eine Krankenschwester und für Gesundheitserziehung und Medikamente, bis durch den Staat hier endlich ein Stück eigene Gesundheitsversorgung aufgebaut wurde –  wenn dies sich auch als noch nicht so gut funktionierend herausstellt. Die Menschen waren unglaublich dankbar und freundlich.

Sie sangen und tanzten für uns, hießen uns mit bunten Schals willkommen. Später kochten sie für uns. Unser Guide übersetzte uns den Text des selbstgedichteten Liedes:

„Es kommen die Deutschen, es sind nicht unser Vater und unsere Mutter, aber es sind unsere Brüder und Schwestern, es sind die, die uns helfen.“

Wir hatten größtenteils Sonnenbrillen auf und so sah man unsere Tränen der Rührung wohl nicht so genau…

Dann kam die Frauenversammlung. Das war neu, wie Frau Hecker berichtete. Früher saßen Frauen in der hinteren Ecke und hörten zu, wie mit den Männern geredet und verhandelt wurde. Wir haben es nun beeindruckend anders erlebt!

Am Nachmittag dieses heißen Tages gingen wir durch das Dorf, besuchten die Schule und die Vorschule, wo wir Schreibzeug und Schulhefte verteilten sowie die neue und die alte Gesundheitsstation. Die staatlich angestellte Krankenschwester war leider für ein paar Wochen nicht da, wir erfuhren nur, dass es doch oft Sprachprobleme gibt, da leider nicht darauf geachtet wurde, dass sie die Sprache der Chin überhaupt versteht. Burmesisch können hier eben  nicht viele…

Außenstelle Wesley – Klinik

Am nächsten Tag machten wir unterwegs an einer Gesundheitsstation in einem nahe-gelegenen Dorf Halt, die zur Wesley Klinik gehört. Die Wesley- Klinik in Kalay ist eine größere Privatklinik, die von der Methodistischen Kirche betrieben und u.a. von Brot für die Welt  unterstützt wird. Dort sollen auch die zwei Krankenschwesternhelferinnen aus unseren Dorfprojekten ausgebildet werden, finanziert aus Spendengeldern der Myanmar Initiative.

Diese Außenstelle der Klinik war für uns sehr interessant, da es künftig ein ähnliches Projekt in unseren Dörfern geben soll. Wir fragten nach baulichen und medizinischen Gegebenheiten, waren erleichtert, dass es neben der Stromversorgung durch Solarmodule mit aufladbaren Akkus und einer Warmwasserversorgung auch hier inzwischen Einweg-material an Spritzen und Kanülen gibt.  Die Möglichkeiten zur Sterilisation von medizinischen Materialien sind dürftig: abkochen. Die sanitären Bedingungen für Patienten sind für unsere Verhältnisse kaum tragbar, dort wahrscheinlich schon fortschrittlich.

Unsere mitgebrachten Medikamente, dankenswerterweise gesponsert von einer Neuruppiner Apotheke, übergaben wir dem dortigen Arzt. Bronchitis, Lungenentzündung und in der Monsunzeit Malaria sind die häufigsten Erkrankungen, aber auch Entbindungen sind hier in dem kleinen Hospital allemal besser aufgehoben als in einer Dorfhütte auf dem Fußboden. Trotzdem müssen wir von unseren Vorstellungen von medizinischen Standards große Abstriche machen.

Kim Lai

Wir fuhren weiter nach Kim Lai, ein weiteres Dorf, das von der Myanmar Initiative unterstützt wird. Auch dort wurden wir freundlich neugierig begrüßt. Eine Dose Sprite war dann manchmal ein großes Geschenk an uns und gutgemeinte Erfrischung nach all dem sprudellosen Mineralwasser aus Plastikflaschen, neben grünem Tee unser Hauptgetränk.

Und doch wissen wir beschämt um das Wachsen der Müllberge. Immerhin wird hier im Dorf der Müll schon gesammelt und nicht einfach nur weggeworfen. Und man hatte es geschafft, in diesem Dorf einen kleinen Wasserkanal entlang der Dorfstraße zu bauen.

Klinikprojekt

Für Kim Lai gibt es einen besonderen Plan. Hier ist das bisher umfangreichste Projekt der Myanmar Initiative angesiedelt. Wir wollen für die umliegenden 3 Dörfer, die aufgrund der Entfernungen und der absolut unwegbaren Straßen oft kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben, eine Gesundheitsstation bauen. Das Samaritan Hospital. Eine Art „Gemeindeschwester“ soll später dort die medizinische Grundversorgung übernehmen. Eine Kooperation mit der Wesley Klinik, die bei Bedarf auch mal einen Arzt vor Ort ermöglichen könnte, ist angedacht. Gemeinsam sahen wir am Rand des Dorfes die Pläne für das Hospital an und berieten notwendige Veränderungen, versuchten unsere Vorstellungen von Hygiene und medizinischer Versorgung  einzubringen und doch an die Lebenssituation der Menschen dort anzupassen. Strom und Wasser sind eigentlich unabdingbar. Die Familien im Dorf haben für die kleine Klinik bereits Geld zusammengelegt, davon schon Land gekauft und gerodet.

Bei diesem Besuch wurde uns klar, welche großen Erwartungen es an unsere Unterstützung gibt, wieviel noch zu tun bleibt. Die Myanmar Initiative muss zunächst auch dort im Land als NGO (Nichtregierungsorganisation) zertifiziert werden, damit wir bei verschiedenen Organisationen  wie z.B. „Ärzte für die dritte Welt“ u.a. Fördergelder beantragen können.

Ca. 25.000$ Kosten sind veranschlagt. Und wir werden weiter viele Spenden sammeln müssen.

Immerhin beginnt schon die Ausbildung der beiden Krankenschwesternhelferinnen, es konnten zwei junge Frauen gefunden werden, die wenigstens einen 8.Klasse-Schulabschluss haben und die burmesische Sprache beherrschen.

Maung Lang

Das dritte Dorf, das wir am nächsten Tag nach schlechter Fahrt (wir wären manchmal lieber gelaufen!) besuchen konnten, war Maung Lang. Es gehört zu den Dörfern, die bei dem schlimmen Monsunregen 2015 weggespült wurden. Die landwirtschaftlichen Flächen sind an den Bergrändern weggebrochen. Eine komplette Umsiedlung der Dörfer in tiefer gelegene Regionen war notwendig. Zunächst lebten die Menschen in Zelten, dank der Hilfe vieler Organisationen konnten nach und nach einfache Häuser gebaut werden. Es fehlt jedoch eine neue richtige Lebensgrundlage. Die Pachtbedingungen sind sehr schlecht. Das Land ist sehr trocken, der Fluss zu weit weg und Wasser wäre so nötig! Die Männer unserer Gruppe liefen zum Fluss, überlegten, ob von dort her eine sinnvolle Wasserversorgung zu ermöglichen wäre. Eigentlich nur hier in diesem Dorf haben wir betroffen eine ziemlich depressive Stimmung der Menschen erlebt. Und doch gibt es nun zumindest ein hoffnungsvolles Projekt: Es soll ein Weberei-Zentrum entstehen, das die Frauen des Dorfes gemeinsam betreiben.  Die Webstühle waren schon da, der Grundstein für das Gebäude gelegt. Der Bau, die Webstühle, die Ausbildung und das notwendige Material werden vorfinanziert, bis es zur Produktion und dem Verkauf von Webwaren kommen kann.

Ganz konkrete Hilfe durch eine spontan beschlossene Spendensammlung konnten wir einer Familie zusagen, die durch einen selbst unverschuldeten Brand ihr Haus verloren hatte und in einem der Zelte lebt, in denen Menschen dort anfangs wohnten. In der Regenzeit wird dies problematisch sein. Wenige Wochen später soll das neue Haus nun fertig sein.

Eine andere besonders arme Familie erhielt eine Solarlampe.

Auch die Vorschule in diesem Dorf ist immer noch ziemlich provisorisch. Und Spielzeug haben wir hier auch keines gesehen. Umso größer war die Freude als wir einen unserer mitgebrachten Fußbälle verschenken konnten. Eine wilde Jagd durch das staubige Dorf nach dem Ball begann, mit Flipflops oder barfuß, wie es gerade kam…

Allein das Lachen und die Freude der Kinder wären jeden Euro Unterstützung wert.

Uns wurde klar, dass diese Reise für uns nur ein neuer Anlass für weitere Hilfe sein konnte. Hilfe, die die Menschen in den vergessenen Dörfern im Chin Staat so sehr brauchen.

Was war noch besonders an dieser Reise? Wir waren als kleiner Chor unterwegs, unser Kantor lud uns zu ganz besonderen Chorproben: hinten durchgeschüttelt im Bus oder romantisch nachts unterm Sternenhimmel auf der Dachterrasse eines Hotels. Gesungen haben wir in Schulen für die Kinder, bei Andachten im College und bei einer Gemeinde- versammlung (mit überwiegend Männern) in Kalaymyo. Überall dort begegneten wir uns als Christen, für die eine konkrete Kirchenzugehörigkeit keine Rolle spielte. Aber als Frauen der Gemeindeleitung in einem theologischen College in Myanmar vorn zu stehen und die Andacht zu leiten, war für uns normal, für die Menschen dort wohl noch sehr gewöhnungs-bedürftig und etwas Besonderes. Wir hoffen, unsere Normalität war ein wenig ansteckend!

Wir haben uns sehr wohl gefühlt in diesem schönen Land mit seinen herzlichen Menschen und so manche(r) von uns wird vielleicht nicht zum letzten Mal in Myanmar gewesen sein.

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