Bericht von Dr. Maung Maung Yin über die Corona Pandemie in Yangon / Myanmar vom 6.10.2020

Seit die zweite Welle des Coronavirus vor ungefähr einem Monat in Yangon angekommen ist, haben sich hier mehr als 120.000 Menschen infiziert. Es ist soweit die höchste Zahl an Infektionen und die Infektionsrate steigt weiterhin. In den vergangenen zwei Tagen wurden mehr als 1.000 Menschen infiziert und am gestrigen Tag allein sind 41 Menschen gestorben.

Die Autoritäten hoffen, dass sie die Infektionen in Yangon bald unter Kontrolle kriegen. Die hohe Zahl der Fälle kommt auch durch die größere Anzahl an Tests, die durch die Rapid Fire Test Kits möglich geworden sind. Diese sind aus Korea in Yangon angekommen und können nun von Krankenhäusern und Arztpraxen vorgenommen werden.

Vorbereitungen um mehr PIUs (Intensivstationen?),um infizierte Patienten aufzunehmen sind der gegenwärtigen Situation voraus, hauptsächlich wegen der Großzügigkeit der Bevölkerung, die Gebäude, vorübergehende Krankenhauszelte mit allen nötigen Vorrichtungen, Essen und weitere Versorgungsmittel spendieren. Manche neu gebaute Hotels und Eigentumswohnungen werden ebenfalls für Ärzte und Krankenschwestern sowie für Freiwillige, zur Verfügung gestellt, solange sie nicht nach Hause gehen können und sich dieser erschöpfenden und stressigen Situation stellen. Mehr als 100 Mitglieder des medizinischen Personals in Yangon hat sich ebenfalls infiziert, während sie sich um ihre Patienten gekümmert haben.

Einige Angehörige der reichen Schicht Myanmars haben bereits beachtliche Summen an Geld an die National Central Committee of Covid-19 Protection and Treatment gespendet. Unterschiedliche religiöse Institutionen, einschließlich christlicher Organisationen wie der Myanmar Council of Churches und die Myanmar Baptist Convention, unterstützen die Autoritäten mit Geld (von Privatpersonen und Kirchen), sehr engagierten jugendlichen Freiwilligen, einigen unserer Gebäude etc. Unsere Kirche und Kirchenmitglieder haben über die letzten Monate an MMK bereits mehr als acht Millionen an die Insein Fever Clinic, Quarantäne Center in Insein und Insein General Hospital gespendet.

NGOs wie We Love Yangon, We Love Insein und weitere Organisationen sind ebenfalls sehr hilfreich. Außerdem haben wir bis jetzt zweimal Essen und notwendige Waren an Familien aus unserer Gemeinde verteilt, die solche brauchen.

Gottseidank sind die Menschen in Myanmar – und besonders in Yangon – mitfühlend, empathisch und großzügig genug, um sich gegenseitig durch diese Krise zu helfen. Dasselbe wurde auch von den Autoritäten im Hinblick auf die staatlichen Einschränkungen ausgedrückt. Durch Maßnahmen wie Bleib zu Hause wird es dem Staat möglich gemacht, auf diese Krise zu reagieren und sie unter Kontrolle zu bekommen.

Natürlich gibt es trotzdem Menschen, die sich diesen Maßnahmen nicht beugen. Wir machen uns allerdings hauptsächlich Sorgen über die langfristigen Auswirkungen der Pandemie, da vor allem ärmere Menschen unter diesen leiden werden, die von-der-Hand-in-den-Mund leben und für die diese Einschränkungen große Opfer bedeuten. Außer der Frage des Überlebens wird sich neben der Pandemie ohne Frage noch eine weitere Krise entfalten.

Aktuell beschweren sich viele Menschen in Yangon über Stress, Depressionen und Frustration nachdem sie nahezu einen Monat lang zu Hause bleiben mussten. Die Zahl an Straftaten und Selbstmorden steigt.

Ähnlich wie in der USA nähert sich hier eine Wahl, die am achten November stattfinden wird. Es kommen Sorgen auf, dass wir wegen der gegenwärtigen Situation eine faire und freie Wahl nicht absichern können, trotz der Tatsache, dass andere Bundesstaaten nicht so stark betroffen sind wie Yangon. Es ist eine sehr chaotische Situation, in der wir festgefahren sind. Wir müssen alles mit großer Vorsicht angehen, da sich die Ausbreitung des Coronaviruses nur verschlimmert und wir nicht genau wissen, wann es besser wird. Wir geben unser Bestes, sparsam zu sein, aber die Menschen trotzdem gut genug zu ernähren, sodass wir unsere Widerstandsfähigkeit stärken können.

Ich und meine Familie danken trotz allem Gott und Ihnen sehr für ihre Liebe, Gebete und Unterstützung, da es uns zumindest körperlich gut geht.

Yangon, den 8.10. 2020

Prof. Dr. Maung Maung Yin,                       

Myanmar Institute of Theology, (MIT), Insein, Yangon

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