Bericht über einen Besuch im Chin Staat im April 2019

Die Reise vom 23. April 2019 bis 15. Mai 2019 hatte zwei Schwerpunkte. Zunächst sollte die kleine Gesundheitsstation in Kim Lai eingeweiht werden. Dazu sind Prof. Helga Gramlich und ich unmittelbar nach unserer Ankunft von Yangon weitergereist nach Kalymyo, um dann am 29. April an der Eröffnungsfeier der Thomas-Gesundheitsstation teilzunehmen.

Es war ein bewegender Augenblick. Die Dorfbewohner von Kim Lai und Muang Lang hatten sich vor der Gesundheitsstation versammelt und die Gäste in traditioneller Weise begrüßt. In vielen Reden wurde die Wichtigkeit dieses Projektes herausgestellt. Die Freude und Dankbarkeit waren deutlich zu spüren.

Die beiden Schwesternhelferinnen zeigten nach dem offiziellen Teil stolz ihre neue Wirkungsstätte und waren glücklich, dass sie jetzt einen so schönen und angemessenen Arbeitsplatz haben.

Es war auch beeindruckend, was geschafft worden war trotz mancher Unbill, vor allem durch die Witterung verursacht. Natürlich haben die Gäste ganz genau hingeschaut. Mr. Pau erklärte auch, was noch geplant ist. So sollen in dem noch brach liegenden Gelände Bäume gepflanzt und ein Gemüsegarten angelegt werden. Außerdem ist in einer Ecke eine Mülldeponie geplant. Das ist sehr wichtig, da der Gedanke zur umweltfreundlichen Entsorgung von Abfall völlig fremd ist und die Schwesternhelferinnen ihre Mühe haben, die Dorfbewohner dazu zu erziehen, auf die Sauberkeit der Umwelt zu achten. Auch ein Bewusstsein für Hygiene ist schwach entwickelt. So wurde bei der Besichtigung auch ein Schwachpunkt in dem Gebäude der Einrichtung entdeckt: Es gibt in dem ganzen Gebäude nur ein Waschbecken – in dem Badezimmer für die Krankenschwestern. Auf Nachfrage antwortete Mr. Pau: Es gäbe einen Brunnen im Hof, da könnte man sich die Hände waschen. Es wurde gemeinsam beschlossen, dass im Untersuchungszimmer, in den Toiletten für die Patienten und Angehörigen und in der Apotheke ein Waschbecken eingebaut werden sollte.

Die Dorfbewohner und Mr. Pau erwarten mit Freude die beiden deutschen Ärzte, die im November für zwei Wochen in die Thomas Gesundheitsstation kommen werden. Sie werden bei ihrem Einsatz den Schwerpunkt vor allem auf Hygieneerziehung legen und über vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten unterrichten. Gerade schrieb Mr. Pau, dass eine vollausgebildete Krankenschwester durch die Vermittlung des Wesley Krankenhauses in Kalymyo gefunden wurde. Eine voll ausgebildete Krankenschwester ist unbedingt notwendig, um eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten. Die beiden Schwesternhelferinnen hatten manchmal einen schweren Stand, wenn sie den Dorfbewohnern klar machen mussten, dass ihre Kompetenz beschränkt ist. Sie z.B. weder impfen noch Blut abnehmen dürfen. Über dieses Unverständnis haben sich die beiden Frauen bitter beklagt und gebeten zu erkunden, ob sie eine Sondergenehmigung bekommen könnten. Das wurde von den Verantwortlichen im Wesley Krankenhaus strikt abgelehnt. Mit einer voll ausgebildeten und staatlich anerkannten Krankenschwester ist dieses Problem gelöst. Seit Mai kommt auch einmal im Monat ein junger Arzt in die Gesundheitsstation. So ist es durch die Beharrlichkeit der Dorfbewohner und ihren Einsatz für den Bau dieser Einrichtung mit Hilfe der Myanmar Initiative möglich geworden, für einige Dörfer eine medizinische Grundversorgung zu gewährleisten. Ganz herzlich möchten wir für die Spenden zum Bau der Thomas Gesundheitsstation danken. Es waren zum Teil erhebliche Summen, ohne die das Projekt niemals hätte realisiert werden können.

Natürlich braucht die Einrichtung auch weiterhin Unterstützung aus Deutschland, denn die Gehälter der Angestellten werden erst gesichert sein, wenn die Regierung die Gesundheitsstation übernimmt. Das Bestreben, nach einer Anfangsfinanzierung ein Projekt in die Verantwortung der Dorfbewohner zu übergeben, kann nur bei bestimmten Projekten gelingen. Sicher nicht sofort da, wo Gehälter gezahlt werden müssen, um eine qualifizierte Arbeit zu garantieren.

Am gleichen Tag sind wir noch weiter gefahren nach Muang Lang, dem umgesiedelten Dorf. Es ist kaum zu glauben, wie sich das Dorf in den letzten drei Jahren verändert hat. War es zuerst ein trostloser wüstenähnlicher Ort, ist es jetzt ein grünender Garten geworden mit einer gut funktionierenden Weberei. Inzwischen haben die Frauen komplizierte Muster weben gelernt und können ihre Stoffe in der Umgebung gut verkaufen, so dass sie ihre Waren nicht auf den Markt der weiter gelegenen Stadt Kalymyo anbieten müssen.

Das Projekt trägt sich selbst. Die Frauen Vereinigung des Dorfes erhält von dem Gewinn den vereinbarten Prozentsatz und kann sich dadurch besser um Frauen kümmern, die Not leiden. Durch den vom Lions Club Wiesmoor finanzierten Kindergarten sind die Weberinnen auch frei, sich in der „kinderlosen“ Zeit auf die komplizierten Muster zu konzentrieren. Bei der Finanzierung dieses Projekts haben einige Eine Welt Läden in Deutschland mitgeholfen. Dafür danken wir sehr herzlich.

Die Myanmar Initiative hat in den letzten Jahren den Bau von drei Kindergärten unterstützt und die Übernahme der Gehälter für fünf Jahre garantiert, ein vierter ist zunächst in einem gemieteten Raum in Kim Lai begonnen worden, bis das Haus fertiggestellt ist. Mit dem Basarerlös der Bekenntnisgemeinde in Berlin-Treptow kann auch dieses Projekt weitgehend finanziert werden.

Die Kindergärtnerinnen sind in Kalymyo ausgebildet worden und bereiten die Kinder auf ihren späteren Lebensweg vor, so dass sie weniger Schwierigkeiten haben, sich in der formalen Schule zurechtzufinden. Außerdem finden gelegentlich Fortbildungen für die Eltern statt.

Am nächsten Tag ging es nach Dimzaang. Auf dem Weg dorthin wurde wieder deutlich, wie unterschiedlich die einzelnen Staaten und Provinzen bei der Planung für Entwicklung berücksichtigt werden.

Die Straße war anfangs sehr gut ausgebaut, im weiteren Verlauf traf man auf Baustellen, wo mit Hochdruck und großen Baumaschinen gearbeitet wurde. Dies endete aber schlagartig an der Grenze zum Chin Staat, und die Fahrt ging weiter über holprige Straßen und durch Wasserläufe. Keiner konnte sagen, ob ein Weiterbau in den Chin Staat geplant ist. Die deutsche Regierung, die diese Straße baut, habe nur mit der Sagain Division eine Abmachung.

In Dimzaang war natürlich das Hauptanliegen, etwas über den Fortgang der Abendschule für Frauen zu erfahren. Seit einem Jahr kommen in Thaklaam und Dimzaang dreimal wöchentlich Frauen zusammen, um burmesisch lesen und schreiben zu lernen. In Thaklaam sind es 20 Frauen, die sehr regelmäßig und mit Eifer den Unterricht besuchen. Sie entwickeln auch Ideen, wie sie sich weiterbilden können. Viele der Frauen waren noch nie in der nächstgelegenen Stadt Kalymyo. So planen sie eine gemeinsame Exkursion, um vor allem – und das war erstaunlich – die Bildungseinrichtungen kennenzulernen. Sie wollten unbedingt die Universität besuchen, wo, wie sie hoffen, einmal ihre Kinder studieren werden. In Dimzaang haben sich zunächst 44 Frauen für die Alphabetisierungsklasse angemeldet.

Es hat sich aber herausgestellt, dass das Leistungsniveau sehr unterschiedlich ist und im Laufe der Zeit einige der Frauen dem Unterricht fernblieben und sich wegen anderer Verpflichtungen entschuldigten. Im gemeinsamen Gespräch wurde versucht, eine Lösung zu finden, da alle Frauen immer noch gewillt waren, burmesisch zu lernen. So wurden drei verschiedene Klassen eingeteilt: A,B,C mit je unterschiedlichem Leistungsniveau. Der Unterricht soll noch ein Jahr weiterlaufen, in der Hoffnung, dass die Grundlagen für eine selbständige Weiterarbeit gelegt sind. Im Haus der früheren Gesundheitsstation wurde deshalb neben der Apotheke auch eine kleine Bibliothek eingerichtet, mit deren Hilfe die Frauen dann ihre erworbenen Kenntnisse erweitern können. Dankenswerterweise trägt der Soroptimist Club Deutschland und speziell die Clubfrauen von Detmold die gesamte Finanzierung dieses Programms. Aus eigenen Mitteln hätte die Myanmar Initiative das nicht möglich machen können. Zur Stärkung der Menschenwürde, zum Empowerment und zur Emanzipation der Frauen ist dies aber ein notwendiger Schritt.
Der Ruf der gut funktionierenden Weberei in Muan Lang ist bis nach Dimzaang gedrungen. So haben die Frauen dort mit dem Wunsch geäußert, für sie auch ein solches Webzentrum zu errichten. Die derzeitige finanzielle Situation der Myanmar Initiative lässt aber eine Zusage für ein solches Projekt nicht zu. Denn andere finanzielle Verpflichtungen können nicht so einfach hinausgeschoben oder fallen gelassen. Für den Bau des Community Centers in Kalymyo brauchen sind dringend Spenden nötig, etwa 10 000.-Euro. Die deutsche Botschaft in Yangon hat dafür schon einen Teil der Kosten übernommen mit der Auflage, dass das Projekt bis Ende des Jahres fertig gestellt sein muss. Leider ist das Spendenaufkommen zurzeit so gering, dass diese 10 000.- € ohne zusätzliche Anstrengung nicht aufgebracht werden können. Geplant ist neben einem kleinen Büro für Mr. Pau ein größerer Versammlungsraum, in dem in Zukunft die Fortbildungen und Treffen der Dorfbewohner /innen stattfinden können, so dass nicht mehr ein Raum in einem Hotel gemietet werden muss. Außerdem sollen einige Nähmaschinen angeschafft werden und Nähkurse angeboten werden und eine kleine Verkaufsstelle für die in Muang Lang gewebten Tücher eingerichtet, ebenso ein Gästezimmer für die Dorfbewohner, wenn sie in Kalymyo etwas zu erledigen haben. Das Projekt ist sinnvoll, aber ohne Ihre zusätzliche Hilfe schafft es die Myanmar Initiative nicht.

Ähnliche Probleme gibt es bei der Finanzierung der Wasserversorgung in Kim Lai. Es ist im Projektbereich der Myanmar Initiative das einzige Dorf, das noch seinen Wasserbedarf aus dem Fluss schöpft. Deshalb sind, wie die Schwesternhelferinnen schon einige Zeit festgestellt haben, die Durchfallerkrankungen in Kim Lai besonders häufig. Der Bau einer guten und sicheren Wasserversorgung wurde bei der letzten Mitgliederversammlung beschlossen, ohne schon genau zu wissen, wie es finanziert werden könnte. So bitten wir auch da um Ihre Hilfe. (etwa 4500.- €).

Am Ende unseres Aufenthaltes im Chin Staat kamen die Mitarbeitenden in den Projekten nach Kalymyo und haben Rechenschaftsberichte über ihre Arbeit gegeben. Die Projekte laufen gut, auch die, die anfangs Schwierigkeiten hatten, so die Aufzucht von Schweinen. Mr. Pau versicherte, dass dieses Programm sehr hilfreich sei für die Dorfbewohner und auch ausgeweitet werden sollte.

Schön zu erleben war auch, wie Mr. Pau allmählich in die Arbeit hineingewachsen ist und eigene Ideen entwickelt. Er scheint sich auch bei den Dorfbewohnern Autorität und Respekt erworben zu haben. Wir sind dankbar, dass die Myanmar Initiative einen so verlässlichen und engagierten Partner hat.

Über den zweiten Höhepunkt dieser Reise, das 10. Chaplaincy Seminar, wird etwas später berichtet.

Ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung mit der Bitte, auch weiterhin mitzuhelfen, die Projekte zu realisieren. Diese Arbeit kann nur getan werden, weil viele Freundinnen und Freunde sich immer wieder dafür engagieren.

Karlsruhe, den 2. August 2019

Eine wichtige Mitteilung

Ab sofort ist die Adresse für die Myanmar Initiative:

Myanmar Initiative e.V. c/o Ursula Hecker, Vorsitzende
Graf-Stauffenberg Str. 24, 76189 Karlsruhe

Tel. 0721 49910658

E-Mail: Ursula.Hecker@web.de – Home Page: www.myanmar-initiative.de.

Konto bleibt: Evang. Bank (EB), Kassel: IBAN: DE92 5206 0410 0003 9017 26 – BIC: GENODEF1EK1

Der rechtliche Sitz des Vereins wird in Berlin bleiben, die neue Adresse ist für die Korrespondenz.

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