Bericht der Vorsitzenden der Myanmar-Initiative zur Lage in Myanmar

Liebe Freundinnen und Freunde der Myanmar-Initiative, liebe Mitglieder,

wir können keine leichten und eindeutigen Antworten für das derzeitige Weltgeschehen finden. Der Ukrainekrieg hat unsere Ruhe nachhaltig gestört.

Unvermindert geht die Brutalität in Myanmar weiter, die Methoden verrohen immer mehr. Das Militär bombt die Flüchtlingslager (IDP camps, internal displaced people), brennt mehr und mehr Häuser nieder, und Vergewaltigungen werden immer häufiger ein Mittel zur Schreckens-verbreitung. Nach den Angaben der UN leben mehr als 800 000 Menschen in IDP camps. Es wird erwartet, dass die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr genügend Nahrungsmittel hat und unter der Armutsgrenze lebt.

Der Widerstand allerdings bleibt ungebrochen, sowohl in der Fortführung des zivilen Ungehorsams als auch im bewaffneten Widerstand. Die ethnischen Armeen, die sich jahrzehntelang jede für sich gegen die damalige Militärregierung gewehrt hatten, schließen sich zusammen, um den jetzigen Feind zu bekämpfen, der Unterstützung von China bekommt und Waffen von Russland. Und obwohl die Militärregierung wieder Ämter, Colleges, Schulen, Banken, Krankenhäuser geöffnet und alle aufgerufen hat, die Arbeit aufzunehmen, verweigern sich die meisten Menschen in großen Teilen des Landes.

In den regelmäßigen Telefonaten mit den Partnern spüre ich oft, dass sie am Ende ihrer Kräfte und Nerven sind. Ich versuche – manchmal in einem sehr langen Telefonat – ihnen durch Zuhören ein wenig die Last zu erleichtern. Die meisten unserer Partner sind Christen und allmählich fragen manche: „Straft uns Gott“, „Ist Gott gegen uns“, „Nimmt Gott uns nicht wahr“? Immer noch bitten die Freunde „Betet für uns“, und ich hatte anfangs den Eindruck, dass sie hofften, Gott erscheine plötzlich und rette die Menschen.

Inmitten des Krieges und der Grausamkeiten gibt es keine einfache Antwort auf die Verzweiflung und Verwirrung der Menschen, die ihre letzte Hoffnung auf Gottes direkte Hilfe gesetzt haben. Vielleicht sind es Menschen, wie die Krankenschwestern oder die Teilnehmer/innen am Trauma-Seminar, die trotz ihrer eigenen Traumatisierung lernen wollen, wie sie den Menschen helfen können und damit Gottes Hilfe deutlich machen.

Es war die richtige Entscheidung, das Institut für Trauma-Bearbeitung in Frankfurt zur Mitarbeit zu gewinnen. Seit Dezember 2021 bieten wir online Seminare zur Trauma-Bewältigung an. Das langfristige Ziel, am Myanmar Institute of Theology  (MIT) in Yangon ein Trauma-Zentrum einzurichten, ist für unseren Verein zu hoch gegriffen. Deshalb hoffen wir, dass eine große Organisation wie z.B. Brot für die Welt dies übernehmen wird. Aber wir haben uns bereit erklärt, für die Übergangszeit einmal im Monat eine dreistündige Supervisionssitzung zu finanzieren, nachdem im Dezember und Januar vier vierstündige Einführungssitzungen über Trauma stattgefunden hatten. Dies alles muss ja noch online gemacht werden. Es ist erstaunlich, wie direkt und persönlich die Kommunikation in diesen Sitzungen verläuft. Das ist sicher der unkomplizierten Herzlichkeit der Leiterin zu verdanken und der Klarheit ihrer Sprache. Wegen des Zeitunterschieds zwischen beiden Ländern beginnt die Sitzung in Deutschland morgens um 6:00 Uhr. Schon allein das zeigt das Engagement der drei Ressource Personen.

Aber natürlich kostet diese Fortbildung etwas und deshalb bitte ich Sie dafür um eine Spende mit dem Hinweis des Verwendungszwecks „TRAUMA“.

Dass die Vernachlässigung und das Nichtbeachten des nördlichen Chin Staates von Seiten der Regierung, aber auch von Nicht-Regierungsorganisationen vielleicht einmal ein Vorteil sein könnte, hatten wir nicht geahnt, als wir das integrierte Dorfentwicklungsprojekt vor 11 Jahren dort angefangen haben. Während der südliche und mittlere Teil des Chin Staates sehr unter den brutalen Attacken des Militärs gelitten hat und immer noch leidet, ist es in der Thankaai Region relativ ruhig geblieben. Durch die Nähe zur Stadt Kalymyo und zur Sagain Division allerdings haben die Menschen in den fünf Dörfern sehr wohl die unvorstellbare Grausamkeit  des Militärs mitbekommen und leben in ständiger Angst. Natürlich trifft sie der wirtschaftliche Niedergang des Landes besonders hart, da die Dorfbewohner schon vor der Pandemie und dem Putsch nur das Nötigste  zum Leben hatten.

Corona und die politische Situation hatten zur Folge, dass die Arbeit in den Projekten nur zum Teil fortgeführt werden konnte. Die Thomas Clinic hatte aber die ganzen Monate Hochbetrieb, da die anderen Krankenhäuser ihre Arbeit wegen des zivilen Ungehorsams sehr reduziert hatten. So kamen viele Patienten auch von weit her. Auffallend ist, dass immer mehr Kinder in der Clinic geboren werden. Es werden auch mehr Patienten mit zum Teil sehr schweren Verletzungen eingeliefert. Die Schwestern arbeiten mit bewundernswerter Ausdauer und Engagement. Leider fühlen sie sich im Compound zunehmend unsicher. Denn die allgemeine Lage hat auch die Kriminalität steigen lassen. So kam es schon zu ein, zwei Zwischenfällen, so dass vor allem die Staff Nurse um Hilfe gebeten hat. Sie ist nachts allein auf dem Compound. Deshalb haben wir bei der letzten Mitgliederversammlung beschlossen, das Material für ein Haus im Compound zu finanzieren, damit eine Familie dort wohnen und der Mann dann als Hausmeister und Nachtwächter arbeiten kann. Gebaut wird es in Eigenleistung der Dorfbewohner. Mr. Pau und die Schwestern fanden dafür schnell eine Lösung: Die Familie der Schwesternhelferin aus Muang Lang wird mit ihrer Familie in den Compound umziehen.

Auch dafür benötigen wir zusätzliche Spenden. Die Kosten betragen ungefähr € 3000,-. Wir sind Ihnen dankbar, wenn einige von Ihnen dies unterstützen könnten mit dem Hinweis des Verwendungszwecks „Haus“.

Seit Februar haben die Nursery Schools (Kindergärten) wieder die Arbeit aufgenommen. Die Eltern sind froh, dass trotz der beängstigenden Zeit  wieder eine tägliche Routine für ihre Kinder möglich ist. Auch die Alphabetisierungsklasse für die Frauen hat begonnen., zunächst mit einem einmonatigen Wiederholungskurs. Jetzt warten die Frauen, die den Kurs schon abgeschlossen und bestanden haben, dass sie „Mathematik“, also Rechnen, lernen können. Die Myanmar Initiative ist sehr dankbar, dass die Frauen des Clubs Soroptimist Deutschland für die Ausgaben des gesamten Alphabetisierungsprogramms aufgekommen sind.

Der zweite Nähkurs für Frauen ist gerade zu Ende gegangen. Trotz der politisch schwierigen Lage in Kalymyo konnte er im Community Center und lokalen Büro der Myanmar Initiative ohne Störungen durchgeführt werden. Die Myanmar Initiative wird den Näherinnen wie nach dem ersten Kurs wieder die Anschaffung  von Nähmaschinen vorfinanzieren. Leider sind die Märkte noch nicht offen und sicher, so können sowohl die Weberinnen wie die Näherinnen ihre Produkte nur für den Eigenbedarf und in ihrer direkten Nachbarschaft anbieten.

In Krisen und Katastrophenzeiten lässt die Spendenbereitschaft der Menschen zwar nicht nach, aber die Spenden werden anders verteilt.

So hat nicht nur die Myanmar Initiative Probleme, für ihre regulären Verpflichtungen, wie z.B. die Gehälter, genügend Unterstützung zu bekommen. Wenn Sie die Myanmar Initiative darin unterstützen wollen, schreiben Sie als Verwendungszweck  „Gehälter“.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Wenn Sie uns bei den Banküberweisungen ihre Adresse mitteilen, erleichtert es unsere Arbeit beim Ausstellen der Spendenbescheinigungen. Danke für Ihr Verständnis.

Der gesamte Vorstand und ich möchten Ihnen aber vor allem sehr herzlich danken, dass Sie sich weiterhin für die Menschen in Myanmar interessieren und die Arbeit unterstützen.

Ich hoffe, dass es Ihnen gut geht.

Mit herzlichen Grüßen, auch von den Mitgliedern des Vorstandes

Ihre Ursula Hecker,

Vorsitzende

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